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BeitragVerfasst: Mo 6. Sep 2021, 20:02 
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Die Kisten Bier

Irgendwo oben links gab es eine Kleine Tränke, es gabeln sich dort 3 Wege, einer rechts, einer gradeaus und einer links, das Häuschen ist dann links. Das Haus in dem wir wohnten befindet sich auch links, nämlich wenn du auf dem Photo rückwärts durch einen kleinen Tunnel gehst, direkt das erste und auf der rechten Seite ist dann das Altenheim.

Diese Straße hoch gingen wir dann zu der Tränke (Herthes) und wir durften nicht, um es für uns leichter zu haben, die zwei Kisten ZUSAMMEN einzeln tragen, nein, jeder musste sich einzeln mit einer abmühen. Schon in solchen Dingen gab es keine Gemeinschaftsbildung. Wir mussten immer alles alleine tun, auch wenn wir hätten einander helfen wollen. Wenn ich heute daran denke, frage ich mich wo dieser Schwachsinn herkommt, denn Zeitdruck war ja auch damals ein heftigstes Übel für mich. Wenn wir die Kisten ZUSAMMEN getragen hätten, dann wäre es uns nicht nur leichter gewesen, sondern, es hätte vielleicht sogar etwas Spaß gemacht und vor allem, wären wir trotz zweimal gehen viel schneller gewesen, als uns so alleine abzuplagen. Was ja auch das Paradoxe war, denn es wurde bestraft, wenn wir langsamer waren und sei es nur ein lautes ohrenbetäubendes Schimpfen.


Fortschritt der Tod großer Gemeinschaft -> Zukunft befindet sich in der Vergangenheit vor Abraham Lincoln -> Technologie nur oberflächliche Maske -> Die Zeit der Helden ist vorüber -> Unterjochung das Einzige, was im Finstern gedeiht


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Verfasst: Mo 6. Sep 2021, 20:02 


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BeitragVerfasst: Mo 6. Sep 2021, 20:03 
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Die Sache mit der Psychiatrie

Ich ging vor vielen Jahren (1995) aufgrund einer Aussage durch einen Sachbearbeiter des Jugendamtes, aus Neugier des Wissen wollens, durch eine Tätlichkeit zur Glaubwürdigkeit, freiwillig in die Psychiatrie, doch zweimal, erst auf der offenen, dann auf der geschlossenen Abteilung, schmissen sie mich raus, mit der Begründung: Sie sind hier als Patient und haben nicht das Recht unsere Arbeit zu machen, außerdem kommen sie draußen gut alleine zu Recht. Ich war mir keiner Schuld bewusst. Ich hatte lediglich, die mit Medikamenten vollgedröhnten Menschen zum Lachen gebracht.Die Aussage des Jugendbeamten (1994): Wenn du so weiter redest, wie du redest, landest du eines Tages in der Klapse.....

Das mit dem Draußen allein zu recht kommen hatten die Psychiater allerdings selbst missverstanden, was meine häufige Obdachlosigkeit bewies. Ich habe es hin und wieder nochmal versucht, auch in Nürnberg, zuletzt 2003, doch der Psychiater schüttelte nur den Kopf: Sie sollen nicht mich analysieren, sondern ich bin dazu da, sie zu analysieren. Darauf meinte ich: Weshalb erzählen sie mir dann als Diagnose ihr eigenes Leiden? Er wies mir die Tür, ich wurde nicht einmal aufgenommen.

Die Schule des wirklichen Lebens findet man in Schulen meist vergebens.


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BeitragVerfasst: Mo 6. Sep 2021, 20:03 
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Die unverzeihliche Sache mit Oma

Es ist Schützenfest 2001. Zum letzten Mal sind wir vier Geschwister zusammen. Als auch ich meinen Abschied von Oma nehme, weiß ich nicht, dass der Jüngste noch bleibt. Er hat sich ungefragt bei Oma eingenistet, sie vor vollendete Tatsachen gestellt, weil er sich eine Arbeit besorgt hat und das alles zu einem Zeitpunkt, indem es Oma mehr als übel geht. Die Schwester frisch verstorben und ihr selbst geht es psychisch ziemlich schlecht, muss Medikamente nehmen und in einem Haus zurückgezogen wohnen, in dem ihr zweiter Sohn, mein Stiefvater das Sagen hat. Es ist das erste Mal als ich keine Karte zum Geburtstag von Oma erhalte. Ich habe mir nie sonderlich etwas daraus gemacht, doch Oma ist nun mal ein traditionsbewusster Mensch gewesen, die ihre Dinge auf ihre Weise tätigt. Ich weiß, wenn ich diese Geburtstagskarte erhalten hätte, dann hätte ich von alledem nichts erfahren und das Verhältnis zu meinem jüngsten Halbbruder wäre nie zerbrochen. Er war bis zu diesem Zeitpunkt mein Lieblingsbruder. Er weinte sogar herzzerreißend als er mich in diesem Jahr auf dem Schützenfest erblickte, so dass ich gebeten wurde, ihn zu beruhigen. Doch mit einem Schlag war all dies vorbei. Ich rief natürlich alarmierend an und fragte ob etwas geschehen wäre, doch Oma meinte, nein, es wäre alles in Ordnung. Doch ihre Stimme sprach eine andere Sprache als ihre Worte und das sagte ich ihr auch. Und daraufhin erläuterte sie, was tatsächlich gewesen war. Im Laufe der Zeit wurde ich wütend innerlich. Die Verbindung von Oma zu mir brach ab, durch seine Eigenmächtigkeit, sie hatte dadurch nun keine Verbindungszeit mehr für mich übrig, zwei Jahre später habe ich immer noch 2003 eine grenzenlose Wut im Bauch, so dass mir nichts anderes übrig blieb, als allen erstmal im Herzen ade zu sagen, auch meinem Patenonkel. Das war der Beginn des Jahres als mein Herz zu Eis gefror. Vielleicht wäre damals meine Gefühlswelt eine andere gewesen, wenn ich selbst ein gesellschaftliches Leben gehabt hätte, doch dies vermag ich nicht zu sagen. Einmal noch sah ich Oma auf Besuch bei meinem Patenonkel und dann nie wieder, bis sie letztes Jahr 2010 am 14, Januar starb, und das exakt zu dem Zeitpunkt, als ich mir vorgenommen hatte, den Kontakt wieder zuzulassen. Doch der Telephonhörer erzählte mir nur von ihrem Ableben. Und ich erfahre plötzlich wie logisch es ist und wie sich das anfühlt, wenn jemand sagt: *Das werd ich mir nie verzeihen*.


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BeitragVerfasst: Mo 6. Sep 2021, 20:04 
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Werde ich nie vergessen wie ich Opas Schmerzen fühlte

(Mein Opa musste zweimal amputiert werden 1983 und 1993) Er starb durch eine ANGEBLICHE Infektion - frag mich heute noch ob sie extra herbeigeführt wurde, um seinem Leiden ein Ende zu setzen. Wie er so dalag an dem Donnerstag, Blutwäsche der Dyalyse nützte auch schon längst nicht mehr, wie zehn Jahre zuvor musste ich mir den amputierten Stumpf ansehen... Er konnte vor lauter Schmerz nicht reden, ich nahm zitternd seine Hand und drückte, solange ein und ab, bis ich irgendwann spürte, dass auch er seine Hand leicht bewegte, da erst wusste ich, dass er sanft noch etwas spüren konnte.... Es dauerte sehr lange, bis er weinend ein Wort über die Lippen brachte: "Rinderfleischbrühe", und ich musste die Schwester dazu überreden, dass er sie auch bekam.... Nichts wirkte, er hatte solche Schmerzen, dass selbst das Schreien und Brüllen zu schmerzhaft war, dass er übertaubfühlt war, - die ganze Zeit lag ich mit dem Kopf auf seiner Brust und hielt seine Hand.... Bis Oma kam - und die Schmerzen stärker wurden als sie ihm das Weinen vor meinen Augen verbot, als sie mich hieß, ich müsse endlich heim....Opa liegt ihm Sterben und ich muss unbedingt den Zug erwischen.... hab ich nie verstanden....und Opa nie mehr lebend gesehn - am darauffolgenden Montag starb er morgens......warum haben sie das zweite Bein auch noch amputiert, wenn er doch sowieso hat sterben müssen - Die Qual die ich sah, hätte ihm erspart bleiben können...... Es gibt keine Worte, sich diese sehenden Schmerzen eines Anderen so intensiv in Gedanken zu fassen, wie das direkte Live-Empfinden, das Miterleben.......... So weit ging es, dass ich seine Schmerzen selbst zu fühlen bekam, als es ihn längst nicht mehr gab. Wie oft bin ich aufgewacht und spürte meine Beine nicht, dafür die Schmerzen als wären sie mir selbst amputiert worden.....

Heute erst fand ich seine Ahnen. 13. August 1695 bis Mai 1758


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BeitragVerfasst: Mo 6. Sep 2021, 20:05 
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Das Hakenkreuz

Wut. Wohin damit, mit 11 Jahren? Auf den Stiefvater, der damals noch offiziell in aller Munde und Hirne *Vater* war und auf den Klassenlehrer, der genau nebenan wohnte, nur getrennt von einem Eisenbahntunnel. Wer durch viele Schläge gelernt hat, dass Lügen Schmerzen verhindern, bleibt der Wahrheit fern und sagt sie nur dort, wo es für Wahrheit keine Schläge gibt. Die Gründe sind mir nicht mehr bewusst, welche zu dieser Wut führten, doch die Wut mit der anschließenden Tat und dem Ergebnis des Ausgangs sind mir noch voll bewusst. Ich wusste mit meiner Wut nicht wohin, fand kein positives Ventil, so dass sich diese Wut in Zorn wandelte, in jenen Zorn, der auf Rache sinnt. Heute ein Ding des mittlerweile Unmöglichen, doch damals fast ausschließlich der einzige Ausweg, um mich zu beruhigen. Der Alte sollte zahlen, so vieles hatte ich ja schon versucht um mich zu wehren, und auch um mich zu revanchieren, doch selten kam etwas bei raus. Und nie im Positiven. Da ich oft für etwas bestraft wurde, dass ich nicht begangen hatte, wechselte es sich so in Gedanken, dass ich dann auch solche Sachen, die über mich gesagt werden auch tatsächlich tun könnte, da ich ja doch dafür bestraft werde, ob ich es war oder nicht. Ein Gedanke formierte sich und ich nahm gewisse Utensilien, die alle Beweise vernichten würden. Fremde Schuhe, Handschuhe und die Behutsamkeit, die Tat auszuführen. Ich wusste nur eins. Kommt es raus, musste der Alte bezahlen. Und diesmal nicht sinnbildlich sondern sogar in echt. Mit Geld. Denn ich hatte ja keins. Ich schritt also an einem Morgen wo der Klassenlehrer samt Familie nicht zu Hause war zu dessen Haus und ging zur Hinterseite. Dem Klassenlehrer ein Denkzettel in Form einer Glücksbotschaft für die der Alte zahlen sollte. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Die Hinterseite des Hauses bestand aus einer Fensterfront mit vielen kleinen Quadraten. In der Mitte setzte ich Fenster für Fenster per Ritzen mit einem Stein die Form des Kreuzes der Swastika. Ein verhängnisvoller Fehler. Hätte ich irgendein Schimpfwort hingeschrieben oder einfach nur wahllos zerkratzt, wurde mir später mitgeteilt, wäre es bei weitem nicht so schlimm gewesen. Ich konnte beteuern, was ich wollte, es half alles nichts, es wurde meinend behauptet, ich hätte bewusst Hitlers Hakenkreuz gezeichnet. Das war der Tag, an dem ich begann mich mit dem Menschen Adolf Hitler auseinanderzusetzen. Ich fragte meinen aus Oberschlesien in Polen nach Deutschland eingewanderten Geschichtslehrer, der später mein bester Lehrerfreund wurde und weitere Menschen. Ich wollte von dieser Unterstellung an, alles über Hitler wissen. Ich entdeckte auch, was das wirkliche Hakenkreuz war, als mir eine Flagge aus der Zeit gezeigt wurde. Und Opa begann mir vom Krieg zu erzählen, mir als einzigem, wie er sagte. Heute glaube ich, dass deshalb, weil ich meine Ohren zum Hören benutzte und ihn erzählen ließ, mich sogar auch für das was er erzählte interessierte. Jedenfalls, ungefähr ein halbes Jahr zog es sich hin, bis ich dann endlich auf der Wache ein sogenanntes Geständnis ablegte. Es ging nicht früher. Ich kannte ja mittlerweile die Art und Weise der Prügel seit Jahren und in welcher Verfassung sie am besten auszuhalten sind und am schwächsten ausgeteilt werden. Es schlug allerdings beides Fehl. Es war quasi eine dreifache Niederlage. Erste Niederlage, die Gründe, welche zur Wut führten, zweite Niederlage, die Behauptung, es wäre das Hakenkreuz Hitlers gewesen und dritte Niederlage, dass der Alte nur eine Vorabzahlung leisten musste und der Rest, bis zu meinem 18. Geburtstag auf Eis gelegt wurde. Ein paar Jahre später hörte ich von meinem Lehrerfreund zum ersten Mal den Spruch: Schlafende Hunde soll man nicht wecken.

Seit ich begonnen habe, nach verlassen des Großelternhauses, die Lüge gegen die Wahrheit einzutauschen, ist mir aufgefallen, wie wenig Wahrheit eigentlich gesagt wird. Der Alltag ist voller Lügen. Die Welt der Menschen ist voller Lügen. Sogar Lehren und Geschichten sind voller Lügen. Als mir bewusst wurde, dass ich sowas wie ein Wahrheitssucher geworden war, entwickelte sich der Gedanke, dass ich sehr lange nach ihr würde suchen müssen, denn auch bei mir waren in der Kinderzeit Angst und Furcht die Eltern der Lüge gewesen. Manchmal wünschte ich mir, ich wäre zum damaligen Zeitpunkt 20 Jahre alt gewesen und keine 11 Jahre.


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BeitragVerfasst: Mo 6. Sep 2021, 20:06 
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Erinnerungen an die Worte eines Österreichers

(2007)

Nun...

1998 traf ich den ersten Menschen, der sich mit mir selbstlos befasste

Hier ein paar Begebenheiten:

1) Als ich ihm gegenüber behauptete, dass ein öffentlich ausgestelltes Werk in Augsburg keine Kunst sei, (ein großer lächerlicher schlichter Metallwürfel einfach auf der Spitze festmontiert), sagte er mir:

"Die Tatsache, dass du dieses Werk kritisiert hast, macht es allein schon zum Kunstwerk. Du bist nicht unbeachtet vorüber gegangen, sondern hast dich mit diesem Werk befasst. Wenn auch nur ein Mensch sich mit diesem Werk auseinandersetzt, hat der Künstler sein Ziel erreicht und sein Machwerk ist Kunst. Die persönliche Beurteilung sagt etwas über den Geschmack des Betrachters aus, nicht ob etwas Kunst ist oder nicht.

Wenn ein Film in die Kinos kommt und er gilt als Grottenschlecht, ist dieses Werk plötzlich kein Film mehr, nur weil er einfaltslos, oberflächlich und nich für gut befunden wird?"

2) Er gab mir mal zwei Bier aus in München an der Isar in warmem Sonnenwind. Darauf meinte ich: " Ich weiß nicht, wie ich es dir wieder geben soll, du bist ja nicht mehr lange hier?" Darauf er: "Das ist vollkommen unwichtig. Das Bier, dass ich dir heute gebe, bekomm ich irgendwann von jemand anderem zurück. Und ich bin sicher, dass das Bier, welches ich dir heute gegeben habe, du irgendwann in der Zukunft einem anderen wirst geben. Wenn du das eines Tages begreifst, wirst du erkennen, dass die Menschen sich eigentlich nie etwas schuldig sind.

Nur Egoisten tanzen aus der Reihe, die wahren Viren der Menschheit. Sie wollen immer alles so schnell wie möglich wieder zurück haben oder zurück geben. Und wenns geht noch mit Zinsen."

3) Es ging um das Thema "Ehrliche, echte Freundschaft"

Wie er mir mitteilte, hatte ein Freund von ihm echten Selbstmord verübt. Er hatte mit der Welt abgeschlossen und schied mit gutem Gewissen aus dem Leben. Ich fragte:" Hättest du ihn nicht aufhalten sollen? Das wärst du ihm doch zumindest schuldig gewesen, denn du warst doch sein bester Freund"?

Da erklärte er: "Gerade weil ich sein bester Freund war, musste ich ihn LOSLASSEN. Hätte ich ihn zurückgehalten, wäre dies aus egoistischen Motiven geschehen. Er hätte für mich auf dieser Erde qualvoll ausgeharrt, ich hätte nicht als Freund gehandelt. Es war ja nicht so, dass er durch irgendwas oder irgendwen in den Tod getrieben wurde und ein Fall für die Psychiatrie war. Nein, er hatte mit sich und der Welt abgeschlossen. Er ist freiwillig und in eigener Überzeugung aus dem Leben geschieden.

Denk an deinen Jesus. Auch er ist freiwillig aus dem Leben geschieden."

Da wollte ich protestieren, doch er schnitt mir das einzige Mal das Wort ab. " Körperlich hat er keinen Selbstmord begangen, aber was ist geistig oder seelisch? Hat er Judas nicht beauftragt, ihn obligatorisch zu verraten, damit keine unschuldigen sterben müssen, wenn sie ihn bei Tage geholt hätten? Hatte er nicht die Möglichkeit, sich seine Leute zusammenzutrommeln und mit Waffengewalt Jerusalem zurückzuerobern. Nein, Jesus entschied sich für den Weg der Liebe, und der führte, was ihn betraf zum Tod. Ja auch seine Jünger mussten Jesus LOSLASSEN.

Ich weiß nicht, ob ich dich mit diesen Begebenheiten habe aufklären können, was ich oben versuchte zum Ausdruck zu bringen?

Lieben Gruß Phuchsy


(Ein alter Forenkommentar)


Weitere Erinnerungen an die Worte eines Österreichers

(2011)

Mittlerweile ist die Quelle, wo ich die ersten Worte niederschrieb, aufgrund von Fortgang der Frau, auf die ich damals geantwortet habe, nicht mehr existent, somit gibt es diese Worte nur noch hier.


4) Maximal kannte ich ihn nur 2 Monate. Eine, ja ich möchte fast sagen, Ansprache, die er mal hielt, kann ich ebenso nur dem Sinn nach wiedergeben. Doch sie war so wegweisend, (drum schreibe ich, der möglichen Verwechslung wegen, das Synonym für fort ->weg gerne antilexikalisch so: wegg) dass sie einen Nachhall mitschwingen ließ.

Er sah mich mal wieder etwas verkrampft und verzweifelt bemüht, etwas tun, wozu ich mich dabei schrecklich anstellte: "Sag mal, warum tust du das eigentlich, ist doch offensichtlich, dass du es nicht kannst? Manche Dinge wirst du sowieso nie können und wenn du dich noch so sehr anstrengst." Tja, da hatte er einen Punkt getroffen, der mich zwar selber nervte, ich bis zu dem Zeitpunkt jedoch noch nicht abgelegt hatte, weil ich es im Trichter hatte, ich müsse es immer wieder und wieder versuchen, bis ich es irgendwann erfolgreich gelernt hätte. Es wurde ja so erwartet, verlangt. Er grinste mich etwas belustigt, man könnte auch sagen, verschmitzt an und meinte: "Weißt du, am besten ist, du ziehst dich nackt aus. Ja wirklich, komplett nackt ausziehen." Da stutzte ich erst mal und fragte dann doch wie er das meinen würde, denn ich wollte mich garantiert nicht ausziehen und schon gar nicht öffentlich in München.

Wieder grinste er: "Nein, nein, ich meine geistig. Deinen Geist leer machen, all das was in dich reingestopft wurde, quasi die Festplatte deines Kopfes leer machen. Du schüttelst deinen Kopf aus, bis nix mehr drin ist, dann betrachtest du den ganzen Haufen und sortierst. Was gehört zu mir, was gehört nicht zu mir. Jo am besten wie ein Puzzle oder ein Mosaik. Stell dir so ein Bild vor. Und in dieses Bild setzt du die Steinchen ein, die tatsächlich zu dir gehören. Es ist nicht wichtig, dass das Mosaik von heut auf morgen vollständig fertig wird, doch es ist wichtig, dass nur deine Steine oder Stückchen enthalten sind. Und im Laufe der Zeit, während das Leben weiter geht, setzt du weitere Steinchen ein, die dir über den Weg anblickend auffallen. Die du allerdings vorher geprüft hast, ist es wirklich ein Steinchen für mich oder doch nicht. Und all den ganzen Rotz, der in dich reingestampft wurde, schmeißt du auf die Müllkippe, da wo er auch wirklich hingehört. Nur so hast du die Möglichkeit, authentisch zu werden."

Ich dachte einige Zeit darüber nach und fragte ihn wie das denn einfach gehen sollte, ich nannte ihm auch einige Beispiele, die mir selbst nicht an mir gefallen, wo ich mich dann hinterher selbst ärgere, dass ich wieder mal so oder so gehandelt hatte, wie die Sache mit dem Holz stapeln bei meinem Onkel.

"Ja, stimmt, einige Sachen sind wohl schwieriger, loszuwerden, doch nicht unmöglich, arbeite daran. Du kannst einen Schlüssel finden, um die Tür sanft zu öffnen und den Inhalt hinaustragen. Du kannst dir auch mit der Gewalt einer Brechstange Zutritt ins Haus verschaffen, indem du die Tür aufbrichst. Doch das rate ich dir nicht, denn dann ist deine Tür beschädigt und jeder kann ungezwungen seinen Müll in deinem Haus abladen und es war alles für die Katz. Und eine *neue* Tür, die als Ersatz für deine Tür eingebaut werden müsste, wäre dann nicht deine Tür, denn diese müsste dir erst selbst vor Augen kommen, indem du sagst, ja, diese Tür möchte ich haben. Eine neue eigene Tür zu finden ist schwieriger als den ärgsten Mist loszuwerden, der tief drin sitzt. Schau dir all die armen Leute an, die in den Psychiatrien hocken, von den hat fast keiner mehr ne eigene Tür. Und ein solches Elend wünsche ich dir nicht. Fremder Mist und ne Fremde Tür."

Ich habe jedes Jahr immer wieder an seine Worte gedacht und auch heute, sind sie mir noch vom Sinn her im Gedächtnis, ja ich möchte fast sagen: Botschaft. Nachdem ich in einigen Esoterischen Foren mittlerweile unterwegs war, möchte ich schon sagen, das dass, was dieser Österreicher mir 1998 versuchte zu erklären, das ist, was mit Selbsterkenntnis gemeint wird. Und das alles von einem Typ in Jeans, Ohring, Tattoo, Bier, gelegentlichem Joint und der Tatsache dass er ein Österreicher war.

Er war der erste Mensch, der mich quasi väterlich geistig an die Hand nahm und auch freundlich intensiv sich um mich bemühte, was ich zuvor nicht kannte. Zuvor kannte ich nur: Entweder Herz oder Kopf. Doch in ihm fand ich beides.


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BeitragVerfasst: Mo 6. Sep 2021, 20:07 
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Dem Tod ins Angesicht

(2009)


Mit Zwei

Es ist Geburtstag, niemand kümmert sich um mich, ich habe durst, und weil
ich nichts weiß, nehme ich das, was ich kriegen kann. Irgendwann fällt
jemandem auf, dass ich still bin. Komisch, als man mich hörte, hörte man mich
nicht, doch jetzt wo ich still bin, hört man, dass ich still bin. Einer schaut mich
an, sieht nicht nur, dass ich schlafe, sondern auch, dass ich ganz rot
geworden bin, heiß und bläulich angelaufen. Der Arzt kommt, untersucht mich
und fragt, ob jemand sein Bier vermisst. Es stellt sich raus, dass ich ein
dreiviertel Glas getrunken habe. Bevor der Arzt geht, meint er noch, dass er
nicht sehr viel später habe kommen dürfen.

Mit Drei

Mein Bruder lässt ein kleines Spielzeugauto über den Hof fahren, es ist zu
schnell, ich renne hinterher, damit es nicht verlorengeht und stürze, weil ich
selbst auch zu schnell bin, kann nicht mehr bremsen und falle - hinein in die
Jauchegrube und versinke. Ich werde herausgezogen und muss weiterleben.

Mit Vier

Ein niedlicher Frosch in einem Teich. Ich will ihm zusehn und verliere das
Gleichgewicht, kann nicht schwimmen, beginne langsam zu ertrinken, doch
bevor es zu Ende ist, werde ich herausgezogen.

Mit Fünf

Ich sehe in Opas Schränkchen viele verschiedene Farben, sie sehen aus wie
Smarties, irgendwann fährt mein Onkel mich zum Arzt, der über zwanzig
Tabletten aus meinem Magen heraufpumpt.

Mit Sieben

Auf einem Teich will ein Mädchen, dass ich mit ihr darauf herumlaufe, ich
breche ein und verrenke mein Bein so, dass ich lange nicht herauskomme,
kriege einen Kälteschock, mein Herz rast, ich sterbe nicht und muss die
Schläge weiter erdulden.

Mit Elf

Ein Bruder wird jähzornig und wirft ein Messer nach mir, ich kann mich gerade
noch akrobatisch wenden, so trifft es nur meine rechte Wade.

Mit Dreizehn

Ich habe keine Lust mehr, bin in der Scheune und will mich aufhängen, doch in
dem Moment, als ich mir die Schlinge um den Hals lege, kommt mein
halbblinder Opa herein und fragt, was ich denn da oben machen würde. Die
Atmospäre ist verschwunden und ich laber dummes Zeug: Ich will den Trecker
festbinden, damit der Alte nicht mehr damit fahren kann.

Mit Vierzehn

Das leere Nichts, das ich geworden bin soll nun endlich verschwinden, ich
nehme mir den Mut und springe einen Bahndammschacht hinunter, doch unten
angekommen, muss ich mich wundern, nur einige Schürfwunden und sonst
nichts, das darf doch nicht wahr sein.

Mit Fünfzehn

Roy Black stirbt, die einzige Stimme, die mir in all dem Leid, Balsam für meine
Seele war, ich werde nicht mit seinem Tod fertig und vier Wochen später, an
Opas Geburtstag, kaufe ich mir unter einem Vorwand eine Flasche Korn und
nehme sie nachmittags in die Schule mit. Ich lasse jeden einen kurzen Zug
nehmen und schütte mir dann die ganze Flasche hinunter. Anschließend
springe ich noch über hüfthohe Hecken, weil es schneller wirken soll. Dann
weiß ich nichts mehr. Doch es wird gesagt, ich hätte wie ein kopfloses Huhn
die Fensterscheiben der Turnhalle mit meinem Kopf dagegenschlagend
beschädigt, dann wäre ich orientierungslos mich kreisend umhergelaufen und
hätte dem Vater eines Klassenkameraden einen Vogel gezeigt, als er mich
fragte, ob er mich nach Hause fahren solle und wäre dann wie ein Mehlsack
umgefallen und liegengeblieben. Der Alte sei mit meinem Onkel gekommen um
mich abzuholen. Als sie mich in den Kofferraum des Kombies luden, wollte der
Alte mich wieder verprügeln und musste sich von seinem Bruder belehren
lassen, dass ich in diesem Zustand ja doch nichts spüren würde.
Zuhause legten sie mich ins Bett, es war das erste Mal, das der Alte mich
sterben lassen wollte (In seinem eigenen Suff verrecken), doch diesmal war
Sie es, die es nicht akzeptieren konnte und machte einen ihrer vielen nie
dazugelernten Fehler - Sie wusch mein Gesicht mit einem kalten Waschlappen,
der Refluktus in ihr Gesicht war vorprogrammiert, dann fuhren sie mich ins
Krankenhaus, wo ich gegen Ein Uhr nachts erwachte. Ich bin umgeben von
weißem Licht und erfahre etwas, was ich nicht glauben will, dann bemerke
ich, dass ich in einem Krankenhaus liege und das Existieren geht weiter...

In der Schule kommen viele Fragen, doch ich kann die direkte Wahrheit nicht
sagen, bin ja sowieso nur der Prügelknabe und Klassenclown...

Mit Neunzehn

Ein älterer Mensch kommt auf mich zu, wir reden und er sagt:

Wenn du dir selbst das Leben nimmst, dann gibst du allen recht, die dich
verspotten, die dir wegetan haben, die dich nicht so akzeptieren wie du bist
und sie haben gewonnen, doch wenn du am Leben bleibst und weiterkämpfst,
dann gewinnst am Ende du und vielleicht bietest du ihnen sogar einmal die
Stirn, sollte das für dich wichtig werden.

Dieser Satz zwingt mich am Leben zu bleiben, bis irgendwann, irgendjemand
dieses Leben mit mir teilen will und ich dann gerne leben werde...


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BeitragVerfasst: Mo 6. Sep 2021, 20:08 
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Die erste Taufe war ungültig

(2009)

In der letzten Zeit werde ich immer häufiger gefragt, weshalb ich mich ein zweites Mal habe taufen lassen, einmal sei doch genug. Taufe sei Taufe, egal in welcher Glaubensrichtung oder Religion. Wenn ich es ihnen dann begreiflich machen will, kommt nur ein, lass gut sein, ist ja nicht so wichtig, du musst ja wissen, was du tust. Was soll das, erst Interesse heucheln und dann des Hinhörens nicht mächtig sein. Also gut, dann habe auch ich keine Lust mehr, solchen Fragen Gehör zu schenken. Und deshalb schreibe ich diese Worte hier nieder, für den Fall, dass es noch mal jemanden gibt, der meint, er wolle den Grund dafür wissen, und ihn verweise ich dann auf diese Seite, wo seine Frage eine lesende Antwort erhält.

Die erste Taufe

Nach meinem Glauben halte ich es mit den Worten von Jesus, dass jeder selbst entscheiden soll, ob er sich taufen lassen will oder nicht und dafür muss er bereit sein. Weil das ein Säugling noch nicht kann, ist diese Säuglingstaufe für mich nicht in Ordnung. Doch das war nicht der Grund. Für mich war diese erste Taufe keine Glaubenstaufe, sondern eine Sittentaufe. Man ließ taufen, weil es alle anderen im Ort auch taten und niemand wollte sein nichtvorhandenes Gesicht verlieren. Desweiteren war der männliche Part meiner sogenannten Elternschaft ein "absoluter Atheist" und der weibliche Part "eine sich verführenlassende Zeugin Jehovas". Und diese ließen mich sittenrecht "evangelisch" taufen. Das stimmte für mich ganz und gar nicht. Wären beide oder zumindest einer von ihnen evangelischen Glaubens gewesen und hätten mich aus tiefstem Herzen und weil sie glaubten getauft, dann hätte ich diese Säuglingstaufe geistig gültig werden lassen, doch dem war nicht so.

Die zweite Taufe

2005 ließ ich mich dann in Mecklenburg-Vorpommern ohne Gemeindeankettung auf die Weise wie Jesus taufen und zwar auf meinen eigenen Glauben. Das heißt ohne Religion, ohne Vatikan, ohne Kirche, sondern rein auf Jesus gerichtet und zwar so wie er geschrieben steht und nicht so wie er fehlinterpretiert oder fehlverkündet wird. (P.S. - Das heißt auch, ich glaub nicht an die Trinität, denn das kann laut Jesu Worten, nicht stimmen.)

Erläuterung zur zweiten Taufe

(2010)

Der Impuls, mich taufen zu lassen, kam seltsamer Weise von Matthias Reim, durch ein Lied aus dem Jahr 2002, welches ich 2003 erstmals hörte: "Mayday Mayday SOS". Noch wahr ich allerdings nicht so weit, wie ich mich denn taufen lassen wollte, denn meine Zerrissenheit im Glauben wahr groß und einen Standpunkt, an dem ich mich festhalten konnte, gab es noch nicht. Doch schließlich fand ich eine freie Gemeinde, die auch draußen predigte. Es war eine Gemeinde von afrikanischen Gläubigen hauptsächlich aus Angola, die ihren Hauptsitz in Frankfurt haben, ich befand mich zu dem Zeitpunkt in Nürnberg. Und sie hatten es fast geschafft, dass ich mich von ihnen taufen lassen wollte, denn sie besaßen etwas, dass ich bei den meisten weißen Gläubigen vermisste, die Hingabe im Glauben, das Feuer, dass dich zum Vibrieren bringt. Doch es wurde letztlich nichts drauß, selbst die Handauflegung (Kopf) hielt mich nicht fest, obwohl ich diese enorme Kraft spüren konnte, denn auch in dieser Gemeinde war Geld eine treibende Kraft, die meisten alle geschniegelt und gebügelt und was mich wie immer störte waren gewisse religiöse Pflichtregeln, die es einzuhalten galt. Das Ende, diese meine Taufe fand somit 2004 nicht statt.

Im Verlauf des weiteren Jahres erfuhr ich etwas mehr über mich im Großen Handbuch der Horoskope und ich durchlas einige bemerkenswerte Bücher, meist, Dokumentationen in romanhafter Erzählweise und ich erfuhr ein etwas größeres Verständnis für die ganze Glaubensangelegenheit. Desweiteren musste ich Nürnberg verlassen, weil ich die Schule aufgeben musste, denn ich verlor meinen Wohnsitz, somit war ich in Nürnberg eine Zeitlang obdachlos. Ich zog anschließend durch einen dubiosen Verein mitfahrend in den Osten nach Mecklenburg Vorpommern, wo ich mich von diesem Verein dann lossagte und in Greifswald obdachlos und asyl war. Dann ging ich zu einem finnischen baptistischen Pastor und erläuterte ihm meine Situation. Er vermittelte mich an eine Familie, die mich trotz hohem Alter auf dem Papier als Pflegekind aufnehmen würden und taten es auch. In der ersten Zeit fuhren wir regelmäßig zu dieser Baptistengemeinde trotz zahlreicher Kilometer, dann lernte ich einen zweiten Glaubenszweig kennen als ich zu einem christlichen Event mit Zelt und allem drum und dran mitgenommen wurde, es nannte sich Christen Freizeit oder so ähnlich. Dort kamen wir mit der örtlichen Gemeinde, auch eine freikirchliche in Kontakt. Diesen Kontakt hielten wir längere Zeit und es wurde im Laufe dessen eine Taufe veranschlagt, an der auch wir anwesend sein sollten, denn ich musste ja mit. Als ich hörte, dass es auch Gasttaufen geben würde, sah ich meine Chance, auch dass die Taufen wie in alter Zeit geführt werden sollte. Unter Wasser, so wie Jesus getauft worden war durch Johannes. Zwar war es kein Fluss sondern ein See, doch immer hin besser als in Nürnberg das künstliche Freibadbecken. Bis kurz vor Schluss hielt ich an mich, doch dann gab ich meine Zustimmung, mich auch taufen zu lassen, durch einen Pastor aus Ludwigslust, der eigens extra nach Penzlin gekommen war und im Sinne des Wortes somit auch Gastpastor war. Ich war schon immer ein wasserscheues Wesen und besonders bei eiskaltem Wasser, doch als ich an der Reihe war, ich sage dir, es war gar nicht kalt im Sinne des Augenblick, diese Kälte stellte sich erst später ein als ich längst wieder aus dem Wasser draußen war. Als dann der Gottesdienst dran war und ich die segensreichen Worte hörte: "Wir werden euch Gasttäuflinge nicht in unsere Gemeinde einschreiben, sondern wir bitten euch, euch eine Gemeinde in eurer Heimat zu suchen oder eine die zu euch passt, in der ihr euch zu Hause fühlt."Da war mir klar, ich hatte mich auf meinen eigenen Glauben taufen lassen ohne Anbindung an Religionen, Gemeinden und Konventionen, genauso wie einst Jesus. Hätte er uns in die ansässige Gemeinde eingeschrieben, wäre dies nicht der Fall gewesen. In meiner Signatur (Glückselig ist, wer nicht Anstoß nimmt an mir) befindet sich mein Taufspruch, der ebenfalls nicht vom Pastor ausgesucht worden war, sondern ich wehrte mich auch gegen diese Konvention und wollte selbst einen auswählen. Ich durchsuchte die Bibel und fand 4 Sprüche, die mir gut erschienen, doch auch von diesen Vieren durfte ich nicht einen nehmen, denn während der Auswahl, ich hatte mir die Stellen nicht markiert, sondern nur die Zahlen vermerkt, wo ich zu suchen hatte, fiel mir des öfteren die Stelle auf, die Jesus selbst sagte: "Selig ist wer sich nicht an mir ärgert". Letztlich glaubte ich, dass ich zu diesem Spruch geführt worden war, denn von meinen Vieren wurde es ja keiner. Da die benutzte Bibel des Pastors eine andere Übersetzung war als meine mir zur Verfügung gestandene Lutherbibel, befindet sich dieser Spruch in einer anderen Wortwahl, jedoch die Aussage ist gleich, wenn nicht sogar stärker.

So das wärs zur zweiten Taufe.....


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BeitragVerfasst: Mo 6. Sep 2021, 20:09 
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Episodenkalender 1

Winter

Da fährt er mit mir in den Wald und holt die
Axt aus dem Kofferraum. "Darf man das denn?"
Meine Frage wird überhört und ich denke: Klar,
er darf sich im Wald einen Tannenbaum klauen,
doch wenn ich mir im Keller mal eine Flasche
Cola nehme, dann zieht er mir die Wasserwage
über den Rücken!

Frühling

In Reichshof Eckenhagen ist Geflügelmarkt und
ich muss natürlich mit. Irgendwann kommt eine
ältere Oma vorbei und fragt: "Ich suche ältere
Hühner, die schon gut Eier legen, haben sie
welche da?" Ich weiß, dass das nicht stimmt,
doch lachend höre ich ihn sagen:
"Na selbstverständlich, gute Frau,
hier sehen sie selbst, ganz alt und gut im Futter,
doch ich verkaufe sie nur zusammen."
Und da verkauft doch der Schlawiner dieser
ahnungslosen Frau tatsächlich sechs junge Hähne
als alte Hühner. Doch wenn ich mir eine Unterschrift
unter die 5 in Mathematik mogele, dann fliegt mir
sein Gürtel um die Ohren!

Sommer

Das Auto soll verkauft werden und der Kunde will
heute noch vorbeikommen. Er hebt die Hand und
warnt: "Wenn gleich der Mann kommt und fragt,
ob das Auto unfallfrei ist, dann sagt ihr ja - verstanden?"
Uns verbietet er was er selbst in
noch größerem Maße tut, das ist nicht richtig.

(Im Alter von 5 bis 13)

Episodenkalender 2

Sommer

Wir stehen 1982 hinterm Haus auf unserer Hofwiese
und sammeln die Ästchen auf. Da entschlüpft mir
die Frage: "Papa, warum liegt denn der Apfel auf
dem Boden?" Erst schaut er verduzt, dann sagt er
mit schüttelndem Schädel: "Na, weil er vom
Baum gefallen ist, was soll die blöde Frage?"
Es kümmert ihn nicht weiter, die Ästchen sind
ihm wichtiger. 19 Jahre müssen vergehen, bis
ich mir diese Frage 2001 selbst beantworten kann.

Herbst

Jedes Jahr wird bei uns geschlachtet. So auch 1984.
Und ebenso oft sagt Oma immer wieder, dass wir nicht
zu sehen sollen, weil wir davon Alpträume bekommen.
Damit meint sie nicht das viele Blut und die zerstückelten
toten Schweine, sondern den Bolzenschussapparat, mit
dem der Onkel das Schwein totschießt. Doch ich muss
es immer wieder mit ansehn, weil mir die Alpträume
über die vielen Schläge hinweghelfen. Als das Schwein tot
ist, geht es los und ich renne den Balkon hinunter. Oma
hält den Eimer unter das Schwein um das Blut aufzufangen
und ich frage mal wieder was: "Warum ist rot eigentlich rot?"
Der Alte wird fast wie die Frage: "Was? Da gibt es nichts
zu fragen, das ist einfach so." Nach 14 langen Jahren werde
ich endlich erlöst, als ein Österreicher in mein Leben tritt
und mir erklärt, was ich mir bis dahin nicht erklären kann.
1998 finden zum ersten Mal viele Fragen eine Antwort,
und wenn er was nicht weiß, dann sagt er: Ich weiß es nicht!

Winter

Es gibt zwei harte Regeln, was den Fernseher betrifft.
Die erste ist unsinnig weich: Wir dürfen uns nur dann
mal einen Film ansehen, wenn wir ihn mit ihm ansehn,
was äußerst selten vorkommt, da er sich meistens den
Musikantenstadl reinzieht, was ich bis heute nicht
verstehe, denn der passt nun wirklich nicht zu seinem
Charakter. Und Film auf Wunsch gibt es nicht. Die
zweite Regel ist grausam brutal: Und wenn sie hundert
Mal das sieht, was wir gern sehen möchten, wir dürfen
nicht runter zur Oma um dort zu schauen, sonst gibt es
schlagenden Ärger. Bei einem dieser seltenen Fälle
läuft 1986 ein Western und ich frage: "Warum heißen sie
denn die glorreichen Sieben?" Er überlegt nicht lange
und sagt sehr unwillig: "Na, weil sie glorreich sind."
Nach 18 Jahren erfahre ich 2004 durch das Internet,
was ich damals gefragt habe.

(Im Alter von 5 bis 13)

Episodenkalender 3

Herbst

Lautes Gegröle erfüllt den Physiksaal, der
Lehrer ist in den Nebenraum gegangen um
einige Sachen zu suchen. "Verdammt noch
mal, jetzt lasst mich endlich in Ruhe", fluche
ich und mein Kopf droht im wahrhaftigen Sinn
des Wortes zu zerplatzen, denn meine Adern
pressen sich hervor und ich werde röter als
der Rost von Eisen. Sie packen zu und werfen
mich in den chemikalischen Abfallbottich, über-
schütten mich mit Kleister und den Resten der
letzten Chemiestunde. Gefangen bleibe ich
bis der Lehrer zurückkommt. Er sagt dann mit
einem Karlvalentinlachen: "So, so, Kinder, nun
lasst den armen Kerl wieder los. Ihr habt längst
euren Spaß genossen, es reicht. Und wenn wir
jetzt mit unserem Unterricht fortfahren wollen...
wie sie sehen, sehen sie nichts, und warum sie
nichts sehen, das werden sie gleich sehen."

Winter

Eine ältere Frau geht mit ihrem Hund spazieren
und fragt, weil sie sich alleine glaubt: " Ohgottogott,
sollen das etwa Iglus sein, die sehen mir doch eher
wie zwei Schneegräber aus?" Schmunzelnd geht sie
weiter und murmelt noch: "Die Kinder heutzutage..."
Sie kann ja nicht ahnen, dass man mich und meinen
Schlitten für diese Kunstwerke benutzt hat. Es ist
sehr mühsam, so lange zu warten, bis der Schnee
durch mein Kurzstoßatmen wieder etwas beweg-
licher wird. Ich weiß nicht einmal, wie lange ich
gebraucht habe um mich befreien zu können.
Diese Episode bewegt mich dazu, häufiger nur noch
mit Mädchen zu spielen und Puppen werden meine
neue Spielwiese. Jedoch nur bei den Mädchen zu
Hause. Welches Spiel sie auch immer machen wol-
len, solange es mich von den Jungs fernhält, mache
ich mit.

Winter / Frühling

Zwei Sätze werden mir immer in Erinnerung bleiben,
weil sie doch ziemlich ähnlich sind, diese Sprüche
kommen von Lehrern, die unterschiedlicher nicht
sein können.
Fall 1 (1988) Bad Laasphe Feudingen
Die erste Ganztagshauptschule (die heute nicht
mehr existiert, da ist jetzt die Grundschule drin)
Der Lehrer kommt in die Klasse, legt die Arbeiten
auf den Tisch, wartet das Begrüßungsritual ab und
kommt sofort zur Sache. Er nimmt das oberste Heft
und sagt: "Und unser größter Chaot schreibt mal
wieder die beste Arbeit."
Fall 2 (2003) Nürnberg (Abendreal)
Der Lehrer ruft mich auf, was nicht oft geschieht
und sagt dann zum Schluss: Und unser größtes Genie
haut wieder kräftig daneben."

Episodenkalender 4

Prolog

Wie wehrt man sich, wenn man keine Gewalt anwenden will?
Gibt es die Möglichkeit, Denkzettel auf Abwegen zu verteilen?
Jetzt ist noch kein Glaube da, der mir hilft, anders zu denken.
Werde ich am Ende die Schuld der Schuldigen und jener, die
sich zulassend raushalten, einfordern können?

Frühling

So langsam spüre ich, wie das Fass in meiner Seele überläuft.
In meinen Gedanken spielt eine Frage mit sich selbst Billard,
während ich mich näher kommend auf die Schule zu bewege.
Mein siebenjähriger Blick wendet sich nach rechts und sieht
auf dem ansteigenden Grün, den frisch gemähten Rasen. Ist
das die Lösung, kann ich damit alle bis ins Mark treffen? Ich
bin noch etwas unsicher, doch schließlich siegt meine Neugier
und ich tu es. Mit beiden Händen stopfe ich mir dieses ölige
Gras in den Mund und kann das Erbrechen nur mit viel Mühe
zurückhalten. Der Benzingeruch verstärkt die Übelkeit um
einiges mehr. Meine Hände sind ziemlich grün geworden und
ich will sie säubern, doch da schlägt schon der Gong. An der
Hose wische ich die Hände ab, während ich der Wirkung
wegen zum Klassenraum renne. In der ersten Stunde passiert
noch nichts, doch kurz nach Beginn der zweiten fängt mein
Denkzettel an, sich zu entfalten. Nach zwanzig weiteren
Minuten ist der ganze Klassenraum, trotz der geöffneten
Fenster, gefüllt von meiner Rache. Doch erst als der Lehrer
gebeten wird, mich hinaus zu schicken, weiß ich, dass dieser
Denkzettel einen Lorbeerkranz erhält. Denn er sagt: "Nein,
das werde ich nicht, sowas kann schließlich jedem mal
passieren." Noch viereinhalb Schulstunden müssen sie
meine Rache ertragen, bevor sie das erste Mal nach draußen
dürfen, doch dann geht es weiter. Denn erst nach zwei
Drittel der Fahrt hat der Busfahrer ein Einsehen und bittet
mich vorzeitig auszusteigen und den Rest zu Fuß zu gehen.

Herbst

Ich weiß nicht, wie sie es schaffen, doch meine Schafe sind in der
meisten Zeit dreizehn Stück. Ob Tod, Geburt, Schlachtung oder
Verkauf, es bleiben dreizehn. Ich sage aus gutem Grund, dass es
meine Schafe sind, weil sie Opa nicht gehorchen und sein Sohn sie
dauernd schlägt. Ich rede mit ihnen in ihrer eigenen Sprache, weil
sie mich so verstehen können, nämlich Blökisch. Opa und ich fahren
mit dem Trecker hinauf zur eingezäunten Weide, weil wir nach dem
Wasser gucken müssen. "J..., geh schon mal ins Wäldchen, da muss
das Seil sich losgerissen haben, ich kann die Vorrichtung nicht sehen",
sagt Opa ungläubig. Ich schaue nach. Nicht nur das Seil ist ab, beide
Dachrinnen liegen umgekippt im Bächlein. Ich richte alles wieder her,
dann holen wir die fast leeren Wannen und sehen zu, wie sie sich
langsam füllen. Mit viel Mühe schleppen wir sie an ihren Platz zurück,
machen es uns etwas bequem und schauen den Tieren beim Trinken zu.
Da kommt Lem angewackelt, ein schwarzer Bock, und will gestreichelt
werden. Als er wieder davontrottet, lässt er genau vor meinen Füßen
seine Flocken fallen. In dem Moment kommt mir der Gedanke, wie ich
mich mal wieder rächen kann.
In der Pause greifen die entsprechenden Schüler, weil sie maßlos sind,
gierig in die Lakritztütchen und mampfen die angeblichen Katzenpfötchen.
Als sie merken, was die Stunde geschlagen hat, ist es bereits zu spät. Ihre
göttlichen Gesichter sind unbeschreiblich und meine Rache ein großer
Erfolg.

Epilog

Zwei Jahre später verlasse ich mit fünfzehn Jahren diesen Ort und werde
durch das Damoklesschwert ersetzt. Denn mein Weggang ist das Todesurteil
für meine Schafe. Sie müssen sterben, weil ich nicht mehr da bin. Opa
stirbt drei Monate vor ihnen. In all den Jahren darf mein türkischer Freund
unser Haus nicht betreten, weil er für ihn ein "Kanacke" ist. Doch kaum
bin ich weg, da holt er sich Türken ins Haus, welche die Schafe auf grausame
Weise schächten. Eigentlich bin ich auf dem Weg zu Oma, doch als ich schon
von weitem sehe, was da wie passiert, drehe ich mich gebrochen um und
gehe ins Altenheim. Ich

(MP 2009)

(Weitere Bilder sind fortsetzend zwar in Arbeit, jedoch noch nicht fertig)


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BeitragVerfasst: Mo 6. Sep 2021, 20:10 
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Der umsonst gekaufte Pullover

2002 wollte eine Frau mit mir einkaufen gehen, weil ich einfach keinen Pullover finden
konnte. Ein schlimmer Fehler! Durch zig Geschäfte schleifte ich sie mit, doch es war
wie verhext, auch sie konnte keinen finden. Dann kam auf einmal ihre
Kompromissmasche: "Sag mal, muss es denn unbedingt ein lilaner oder violetter
sein?" Ja, es musste. Nach über fünf Stunden resignierte sie und verlangte, dass ich
mich nun endlich für einen Pullover zweiter Wahl entscheiden sollte. Doch so wie ich
nun mal war, wenn ich nicht bekam, was ich wollte, wenn ich dafür schon bezahlen
sollte, dann kaufte ich eben Müll. Und so nahm ich dann einen schmierig
ockergrüngelben Pullover ohne ihn zu würdigen, gab ihr das Geld, sie sollte bezahlen.
Zwei Wochen später bekam ich einen lilanen Pullover geschenkt, ich hatte 80 Euro
umsonst ausgegeben. Als die Frau davon erfuhr, wurde sie krebsweiß. "Dass mach ich
nicht noch einmal mit."

(MP 2009)

Das erste Mal nahm mir die Lust

1995 mit 18 Jahren. Ein endloser Druck lässt mich schlaftrunken erwachen, die Natur
ruft, doch ich kann mich nicht bewegen, weil sich auf mir was bewegt. Ungläubig
starre ich auf dieses mir unbekannte Szenario und beginne erst zu begreifen, als die
Schmerzen heftig einsetzen. Dieses rhythmische Schnaufen habe ich früher schon mal
gehört, doch mir wäre nie in den Sinn gekommen, dass ich sie selbst einmal würde von
mir geben. "Was ist los, murmele ich gepresst" Erst sieht sie mich an, dann sagt sie
nur: "Wenn es weh tut, musst du es sagen!" Es tut schon lange weh, doch aus zwei
anderen Gründen. Weil sie mich vor vollendete Tatsachen stellt und weil ich pinkeln
muss.

Doch ich kann nicht, bin gefesselt von der Ohnmacht, die mich gefangen hält. Ich weiß
nicht, wie viele Stunden es insgesamt schon sind, doch seit meinem Erwachen,
verstreicht eine ganze Stunde. Als sie endlich von mir runter hoppelt, stürze ich ins
Bad und bleibe länger als vorgesehen. Eine Flut von Fragen durchströmt meine
Gedanken. In den darauffolgenden acht Monaten wird es zu einer Pflicht. Ohne Gefühl,
ohne Lust, ohne Willen, ich lass es einfach geschehn. Erst am ersten Oktober beim
letzten Mal kommt sowas wie Gefühl hinzu, währed ich an Opas Tod denke, denn er
ist vor zwei Jahren gestorben. Mit 68. Und mit dieser Zahl endet auch meine Anzahl
der Pflichtbetätigung.

(MP 2009)

Der Geburtsort

Es war 1994 als ich von einer freikirchlichen Hochzeitsfeier wieder kam. Diese Heirat
hatte draußen in der Natur stattgefunden. Ich war noch richtig beseelt von diesen paar
Tagen. Doch dann hieß es, aussteigen, der Zug hatte angehalten. Noch keine 5
Minuten später, ich war gerade dabei, mir am Eisstand ein Kokoseis zu besorgen, kam
ein Polizist dahergeschossen, das Eis fiel auf den Boden und mir wurde die
umgedrehte 8 angelegt. Was das Ganze denn soll, fragte ich. Ich wurde gebeten den
Mund zu halten und den Ausweis herauszugeben. Da müssen sie mich schon wieder
losmachen, sonst wird das nichts, außerdem würde ich ihnen eine Menge Ärger
servieren, falls sie mich weiterhin so gefesselt behandeln. Möchten sie ihren Job
verlieren, fragte ich dreist. Sehr zögerlich ließ er mich los, befreite mich von den
Handschellen und verlangte nun ohne wegzulaufen, den Pass zu sehen. Nun ich gab
ihm zwar den Pass, doch auch einige selbst gemachte Visitienkarten. Auf den einen
stand Freetime Detective und auf den anderen Freizeit Detektiv. Desweiteren befand
sich eine Visitenkarte einer Polizeidirektion dabei, nämlich die eines gewissen Polizei
Oberkommissars. Der Jüngling stutzte nicht schlecht. Und dann verlangte nun ich zu
wissen, um was es denn überhaupt gehen würde.

Ja, es würde einer der führenden Drogenbosse gesucht, deshalb hätte er mich in
Gewahrsam versucht zu nehmen. Wie kommen sie nur auf mich, ich komme grad von
ner Hochzeit. Da meinte er, na hören sie mal, wir haben Hochsommer, die Sonne knallt
und sie laufen mit ner Aubergine farbenen Lederjacke mit weißem Fellkragen durch die
Gegend, ist doch logisch, dass sie das erstmal verdächtig macht. Achso, ok, dann
rufen sie bitte diesen Kommissar an und erkundigen sich wer ich denn nun bin und ob
ich denn überhaupt dafür in Frage käme. Denn immerhin war ich erst 17. Nun, er
telephonierte, wurde kreidebleich, gab mir den Ausweis und die Karten wieder und
stammelte. Alles klar, schon gut, doch den einen Rat geb ich ihnen noch. Werden sie
bloß nie hier sesshaft. Ich blickte auf meinen Ausweis, sah den Geburtsort und wusste
wie der Ort hieß, wo ich mich befand und schüttelte lächelnd den Kopf. Niemals,
grinste ich zurück, schließlich wurde ich ja hier geboren.

(MP 2010)

Der verirrte Rollstuhl

Es war im Jahre 2010 nächtens so gegen 2 Uhr. Ich kam gerade desweges und wollte
heimwärts, da traf es sich, dass ich in der Kurve zum Pfadweg etwas hörte. Es war
eine Stimme, die mehrmals leise, jedoch intensiv: "Junger Mann" rief. Erst als ich von
dieser Stimme, die Worte vernahm: "Könnten sie bitte helfen?" - wurde ich hellhörig
und erahnte, dass doch ich mit "Junger Mann" gemeint sein könnte. Bei dem erfassen
"helfen" drehte ich mich irritiert um und ging langsam auf die weißhaarige, ziemlich
achtzigjährige Oma zu und fragte nachhakend, ob sie tatsächlich mich gemeint haben
könnte. Sie bestätigte es mir und wies auf den Rollstuhl vor ihr und eröffnete mir, dass
sie dieses Gefährt samt Inhalt bereits eine Weile geschoben hätte, jetzt allerdings nach
Hause müsse, da ihre Beine es nicht mehr machen würden. Ob ich nicht übernehmen
könnte und die Dame im Rollstuhl nach ihrem Wohnsitz geleiten?

Sicher klar, weshalb nicht. Ich begutachtete die Dame des Rollstuhles, während sich
die Oma selig davonmachte, nachdem sie sich verabschiedet hatte. Und nun hatte ich
mir, noch ohne Wissen, etwas aufgeladen, was dem Titel dieser Episode ihren Namen
verlieh. Wie erfährt man von einem Rollstuhl den Ort des Zieles, wenn die betreffende
Person, welche im selben sitzt dies nicht zu Wege bringt? Ich nahm die Griffe in die
Hand und fuhr an, während ich versuchte, gezielte Fragen zu stellen, die mir jedoch mit
einem Sabbern und Brabbeln quittiert wurden. Eine halbvolle Flasche Bier in den
Händen in ihrem Schoß ruhend, vertraute die Dame darauf, dass der Herrgott sie ins
wärmende Nest zurückbrachte. Einige Male wäre ich fast mit ihr gestolpert, da ich mir
immer kreuzverbiegend einige Worte von ihr erhaschen wollte, um wenigstens nicht
ganz allein in die Wirrnis zu kutschieren.

2 Uhr Nachts, ein Rollstuhl, eine angetrunkene Frau,
ein ungewisses Ziel, Keine direkten Informationen.

Das war ein gutes Stück Arbeit während dieser ganzen Zeit. Nach und nach begann
ich mit der Logik zu sprechen, wo ich denn nun abbiegen müsste, geschmückt mit
einigen unverständlichen Worten der Frau, welche ich umherfuhr. Bald bemerkte ich,
dass dieses Kantenholpern des Bordsteins ihr Stimme etwas klarer werden ließ und so
konnte ich wenigstens ein paar Himmelsrichtungshinweise ergattern. Dann endlich
hatte ich einen Blitz und fuhr einfach drauflos. Es bäumte sich die Frage in mir auf, ob
sie vielleicht einem Heim entronnen war und nicht mehr dorthin zurückfand.

Da steuerte ich dann dieses Rehazentrum an und fuhr weiter durch die Nacht. Als wir
ankamen, nach einigen Schleichumwegen, bemerkte ich wie die Frau des Rollstuhls
immer mehr zitterte. Ich hörte etwas, das wie ein langgezogenes "Ja" sein konnte. Als
ich den Rollstuhl erstmal vor der gläsernen Tür parkte und sie mir bei Licht besah, fand
ich die Bestätigung dessen, dass sie wirklich dorthin gehörte. Die lange Irrfahrt hatte
ihr Ziel erreicht. Noch ein Stück nach drinnen brachte ich sie ins Warme und dann
verabschiedete ich mich so gut es ging, während sie mit ihrem Schlüssel hantierte.

Schmunzelnd verließ ich das Gebäude im Wissen, dass ihr nun nichts mehr passieren
konnte. Im Rückblick brauchte ich für einen "wissenden Zeitweg von ca. 10 Minuten"
einen "unwissenden Zeitweg von ca. 90 Minuten". Als ich selbst heimkam war es 4
Uhr morgens.

(MP 2011)


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Die Frittenbude

Zur Weihnachtszeit in einem Jahr in der ich noch in der ersten Hauptschule war, wurden alle Schueler der Klasse gefragt, ob sie dem Lehrer helfen wollten, den Beitrag fuer die Schule zu "leisten", in dem je ein Paar von 2 dem Lehrer beim Verkauf und Zubereiten zur Seite zu stehen. Je Paar eine Stunde, dann seien sie von der "Pflicht" erloest und koennten auf dem Weihnachtsmarkt den Rest ihrer Freizeit verbringen.

So grosse Lust hatte keiner. Doch dann meldeten sich einige, darunter auch ich, jedoch aus anderem Grunde. Nicht so schnell wieder nach Hause zu muessen. Zumindest hatte die Schule noch etwas Gewicht, weshalb ich dem Tadel dadurch entging, der gewoehnlich auf mich niederschlug. Wir liessen uns also verpflichten in geordneter Einteilung auszuhelfen.

Ich kam gar nicht erst. Sondern erst dann als es Zeit war fuer mich meinen Soll zu erfuellen. Und dann ereignete sich in meiner Brust ein sonderbares Gefuehl waehrend der ersten halben Stunde. Und es wurde mit jeder Sekunde staerker. "Ich tat es GERNE" Als dann die Abloesung kam, fragte ich, ob sie lieber ihre Pflicht erfuellen wollten oder ob es ihnen arg leid taete, wenn ich weiter bliebe. Ihre teilnahmslosen Gesichter strahlten freudig auf: "Wenn dir das nix ausmacht, dann schlendern wir jetzt schon ueber den Weihnachtsmarkt" - Und mir machte es gar nichts aus. Nach jeder vollen Stunde entpflichtete ich alle eingeteilten Schueler und liess sie erleichtert von dannen ziehen.

Die Schueler waren zufrieden, weil sie gar nicht Lust hatten. Der Lehrer war zufrieden, weil die Arbeit getan wurde. Ich war zufrieden, weil ich bleiben konnte. Doch fuer mich war es keine "Arbeit". Und ich tat es nicht fuer mich, nicht fuer den Lehrer, nicht fuer die Schueler - Ich tat es fuer "uns" und den "Sinn". Denn ich sah keinen Sinn darin, auf dem Weihnachtsmarkt blinddoof umherzuwandern oder nach Hause zu muessen, keinen Sinn darin, dass die anderen Schueler etwas taten, wozu sie eigentlich gar keine Lust hatten.

Eine der wenigen Episoden, die ich als sinnfriedlich im Fuereinander in Erinnerung habe. Keine Spur von Aktivitaeten im Sinne von Herrschaft oder Macht. Was jedoch sofort wieder einsetzte als diese idyllische Episode vorueber war.

(MP 2014)


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Die erste Bibel

Im Anfang glaubte ich. Noch bevor ich in die Grundschule ging, war ein Buch mein Heiligtum. Es war eine kleine Bibel, nicht viel groesser als ein Gesangbuch der Kirchen im Kleinformat. Sie gehoerte, wie Oma mir sagte, frueher einmal ihrem juengsten Sohn, meinem Metzgeronkel. Er hatte Metzger gelernt, bevor er den Beruf des Baggerfahrers ergriff, daher war er auch stets fuer die Hausschlachtungen zustaendig. Es war auch das einzige Buch, welches ich frei lesen durfte, was ich nicht verstand, denn ansonsten durfte ich nicht lesen, ausser spaeter in Schulbuechern oder in Kinderverzerrungen von Walt Disney. Jedenfalls, je mehr ich in dieser Bibel las, um so lieber wurde sie mir. All die Geschichten, die ich in ihr fand, brachten mich in eine Welt, in der ich gerne sein wollte. Und es gebar in mir sogar der Pastor den Sinn meines ersten Berufwunsches. Ich wollte tatsaechlich Pfarrer werden. Bis zu jenem verhaengnisvollen Tag der Unterrichtsform fuer die Konfirmanten. Ich durfte nicht mehr in "meiner Bibel" lesen. Es wurden fuer jeden per Pflicht, neue Luther Bibeln selbstkaufverpflichtend ausgegeben. Ich durfte also nicht mehr frei lesen, nun sollte ich verpflichtend lesen und siehe: Ich fand all die Geschichten nicht mehr, die ich zuvor gerne gelesen hatte, sie waren verschwunden. Und nicht nur sie. Auch meine Bibel war verschwunden. So sehr ich auch Oma fragte, sie konnte mir nicht sagen, wo sie verblieben sei. Ich weinte bitterliche Traenen ob dieses Verlustes, ich klagte die Lutherbibel an, klagte Gott an, dass er meine Bibel gestohlen habe, klagte den Pfarrer an, der mir verbot, in der Zeugen Jehovas Kinderbibel zu lesen, die ich von der Frau bekam, die mich geboren hatte und klagte zuletzt den Pfarrer dafuer an, dass er mir nicht glaubte, dass ich des Glaubens wegen, mich habe konfirmieren lassen. Denn ich war der Einzige, der diesen Grund in einer geheimen Zettelrunde angegeben hatte. Tja, und von dem Moment an, begann ich nun tatsaechlich meinen Glauben zu verlieren, denn ich begann mit 14 Jahren alles zu hinterfragen und die Sicht auf die Scheinheiligkeit war geboren, auf die unehrliche Tradition, um gesehen zu werden und das Verfluchen des Schulunterrichts Religion nahm seinen Anfang, trotz meiner Zensuren von abwechselnd 2 und 3 in den Zeugnissen.

(MP 2014)


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Kein Einlass in dieser Herberge

Der Welt muede und ueberdruessig, wollte ich ihr entsagen und der Wunsch Moench zu werden beseelte mein Gemuet. Da machte ich mich auf um Einlass in einem Kloster zu finden. Doch ausser einem Besuch, dem jedem Wanderer nicht verwehrt wird, wurde ich abgewiesen. Mir wurde intensiv erklaert, dass es unerlaesslich sei, den "Katholischen Glauben" anzunehmen, um Moench werden zu duerfen. Die Zeiten hatten sich auch hier geaendert, so dass eine Religion ein Monopol auf das Klosterleben erhalten hatte, welches gestohlen wurde. Nun sind Kloster Gefaengnisse, Glaubensgefaengnisse und keine freien abgeschiedenen Rueckzugsorte mehr. All die gelesenen Schriften hatten in der Gegenwart keine Bedeutung mehr, sie waren ungueltig geworden. Nun trat ein Mensch auf mich zu und meinte, was denn nun schlimm daran sei, den Glauben fuer das Klosterleben anzunehmen, es sei doch nur so etwas wie eine Eintrittskarte, und muesse nicht wichtig beachtet werden. Da teilte ich ihm Auskunft mit, dass mit der Annahme eines Glaubens auch dessen Regeln uebernommen werden und ich keinesfalls jenen zustimmen koenne, da ich sonst einer Luege huldigen wuerde. Ich konnte beides nicht unter einen Hut bringen. Das Kloster war mir wichtig, doch nicht so wichtig, dass ich mich dafuer verkaufen wuerde wollen. Ich habe es noch an einigen weiteren Stellen versucht, doch jedesmal der Hinweis, dass es ohne katholischen Glauben keinen Einlass in dieser Herberge geben wuerde, ich muesse schon konvertieren. Ok. Kloster war also Geschichte und ich irrte weiter wandernd umher, bis sich der Wunsch verlor. Gaebe es heute eine Moeglichkeit, einem Kloster ohne katholische Fahrkarte beizutreten, so wuerde mir nun der Wunsch fehlen, der nicht mehr in mir existiert. Diese Episode war abgeschlossen.

(MP 2014)


Fortschritt der Tod großer Gemeinschaft -> Zukunft befindet sich in der Vergangenheit vor Abraham Lincoln -> Technologie nur oberflächliche Maske -> Die Zeit der Helden ist vorüber -> Unterjochung das Einzige, was im Finstern gedeiht


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